Was ist betriebliche Gesundheitsförderung? Wie funktioniert BGF?
Die Definition: Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)
Ein ganzheitliches BGM fußt immer auf den folgenden drei Säulen:
- Arbeits- und Gesundheitsschutz (AuG)
- Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
- Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)
Abbildung 1 stellt die Ganzheitlichkeit eines zeitgemäßen und nachhaltigen BGM über dessen Stellung im übergeordneten Setting der Personal- und Organisationsentwicklung sowie der Verknüpfung der drei Säulen AuG, BGF und BEM dar.
Der Begriff der Gesundheitsförderung wurde in der sogenannten Ottawa-Konferenz der WHO 1986 etabliert. Dabei geht es um die Förderung, d.h. um die Erhaltung, Verbesserung und Stärkung von Ressourcen. Bei der Prävention wiederum dreht sich alles um die Vermeidung von Krankheiten oder die Minimierung von Risiken.
Gesundheitsförderung basiert auf einem salutogenetischen Ansatz nach Antonwosky und setzt an den Determinanten und Ressourcen an, die Gesundheit und Wohlbefinden begünstigen. Bei der betrieblichen Gesundheitsförderung geht es daher – entsprechend der salutogenetischen Sichtweise von Gesundheit – um die Stärkung der Ressourcen und der Gesundheitskompetenz der Beschäftigten.
Wie präventive Maßnahmen können auch Maßnahmen der Gesundheitsförderung sowohl auf der Verhaltensebene als auch auf der Beziehungsebene der Rahmenbedingungen ansetzen. Ziel der betrieblichen Gesundheitsförderung ist also einerseits die Optimierung der Bedingungen am Arbeitsplatz und andererseits die Steigerung der individuellen Gesundheitskompetenz. Die betriebliche Gesundheitsförderung als Säule des betrieblichen Gesundheitsmanagements ist – anders als die beiden anderen Säulen – für Arbeitgeber und Arbeitnehmer freiwillig.
Der Unterschied: Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) versus Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM)
BGF ist lediglich ein Teil vom BGM (siehe: die 3 Säulen von BGM). Oft denken Unternehmen jedoch, dass ein bisschen Rückenfitness, Pausenyoga, Obstkorb und Wasserspender schon das Ausmaß an Gesundheit am Arbeitsplatz abdecken. Dies sind nur vereinzelte Maßnahmen aus der Gesundheitsförderung. Im BGM geht es um ein ganzheitliches, langfristiges Konzept, das alle Ebenen einer Organisation – insbesondere aus Personal- und Organisationsentwicklung – und wichtige Akteure im Betrieb einbezieht.
Präventionsleistungen der Krankenkassen
Die betriebliche Gesundheitsförderung ist eine freiwillige Leistung der Arbeitgebenden. Unterstützung können diese von den gesetzlichen Krankenkassen erhalten. Seit 2020 unterstützen die Krankenkassen die Primärprävention und betriebliche Gesundheitsförderung gemäß §§ 20, 20a, 20b und 20c SGB V. Der Gesamtkomplex der von diesen Paragrafen bezeichneten Leistungen gliedert sich in:
- Leistungen zur verhaltensbezogenen Prävention nach § 20 Abs. 5 SGB V
- Leistungen zur Gesundheitsförderung und Prävention in Lebenswelten nach § 20a SGB V
Die Leistungen zur Gesundheitsförderung in Betrieben nach §§ 20b und 20c SGB V stellt die folgende Abbildung dar.
Abb.: Rechtsnatur, Ziele und Gliederung der Leistungen der Krankenkassen (GKV Spitzenverband, 2020, S. 12)
Leistungen zur verhaltensbezogenen Prävention
Die Leistungen zur verhaltensbezogenen Prävention umfassen für Versicherte bis zu zwei Kurse pro Jahr in vier Handlungsfeldern mit einer anteiligen bis vollständigen Kostenübernahme durch die Krankenkasse.
Dazu zählen:
Beratung zur gesundheitsförderlichen Arbeitsgestaltung
- gesundheitsförderliche Gestaltung von Arbeitstätigkeit und Arbeitsbedingungen
- gesundheitsgerechte Führung
- gesundheitsförderliche Gestaltung betrieblicher Rahmenbedingungen (bewegungsförderliche Umgebung, gesundheitsgerechte Verpflegung im Arbeitsalltag, verhältnisbezogene Suchtprävention im Betrieb)
Gesundheitsförderlicher Arbeits- und Lebensstil
- Stressbewältigung und Ressourcenstärkung
- bewegungsförderliches Arbeiten und körperlich aktive Beschäftigte
- gesundheitsgerechte Ernährung im Arbeitsalltag
- verhaltensbezogene Suchtprävention im Betrieb
Gesundheitsförderliche Gestaltung von Arbeitstätigkeit und Arbeitsbedingungen
Die Bedeutung, die Gesundheit auf der Verhaltens- und Verhältnisebene spielt, tritt auch im Kontext der Arbeit zunehmend mehr in unser Bewusstsein. Für die Verhältnisebene wird den Bereichen Arbeitsorganisation und -gestaltung eine zentrale Steuerungsfunktion zugeschrieben, wenn es um den Erhalt von Gesundheit sowie die Förderung gesunder Arbeit geht. Hierbei spielen z. B. die Arbeitsplatzgestaltung, das Aufgabenfeld sowie das Arbeitsumfeld eine wichtige Rolle.
Wichtige Voraussetzungen für die gesunde Erbringung von Arbeitsleistung sind, dass Mitarbeitende über ein angemessenes Maß an Kontrolle und Handlungsspielraum über die Abläufe und die einzusetzenden Arbeitsmittel verfügen sowie herausfordernde, aber dennoch realistische Arbeitsanforderungen zu bewältigen haben. Diese sogenannte menschengerechte Arbeit stellt die Basis dar, damit Mitarbeitende dauerhaft nicht unter- oder überfordert sind.
Die fünf Merkmale menschengerechter Arbeit sind
- Ausführbarkeit
- Erträglichkeit
- Zumutbarkeit
- Persönlichkeitsförderlichkeit
- Sozialverträglichkeit
Als Idealzustand wird in der Arbeitswissenschaft das Prinzip der vollständigen Tätigkeit definiert. Solche vollständigen Tätigkeiten enthalten
- planende,
- organisierende,
- ausführende und
kontrollierende Teile.
Eine Arbeitsaufgabe ist vollständig, wenn
- eine eigenständige Zielsetzung sowie die Entwicklung geeigneter Vorgehensweisen durch die Mitarbeitenden erfolgen können (planen),
- die Handlungsvorbereitung und die Entscheidungen innerhalb eines gegebenen Rahmens getroffen werden können (organisieren),
- individuelle Arbeitsstile bei der Ausführung entwickelt werden können (ausführen) und
- die Kontrolle der Resultate anhand des Grades der Zielerreichung möglich ist (kontrollieren).